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Vorläufiger Kurzbericht

über unsere Tätigkeit im Erdbebengebiet Bam/Iran zur Hilfeleistung für Waisenkinder über gesammelte Spenden



Nach dem furchtbaren Erdbeben am 26.Dezember sind wir von vielen Seiten angesprochen worden, ob wir nicht bereit wären, Hilfe für die Stadt Bam zu organisieren, da vielen auch bekannt ist, dass meine Frau Parvin aus der nur 200 km von Bam entfernten Provinzhauptstadt Kerman stammt und wir eine stetige Verbindung nach dort haben und auch jedes Jahr, oft sogar 2-3mal hinreisen.

Aufgrund der regen Anteilnahme und vielfältigen Hilfsbereitschaft vieler hiesiger Institutionen, Vereine und Einzelpersonen haben wir uns dann spontan entschlossen, die angebotene Hilfe anzunehmen, haben auch selbst Spendensammelaktionen mit organisiert und so bis jetzt gut 30.000 € an Spenden zusammenbekommen.

Die Domprobstei Braunschweig in Verbindung mit Frau Bürgermeisterin Harlfinger, der Landkreis Wolfenbüttel und der Niedersächsische Landfrauenverband haben neben vielen anderen auch ganz wesentlich zu diesem hervorragenden Ergebnis beigetragen.

Meine Frau war nun die Monate März und April in Kerman und zwischendurch mehrmals in Bam, um Hilfsmöglichkeiten zu sondieren. Ich selbst war während dieser Zeit zweimal für jeweils 2 Wochen dort.

Der erste Eindruck von der völlig zerstörten Stadt Bam und von der Not der überlebenden Einwohner war für uns erst einmal schockierend und nicht leicht zu verarbeiten.

Alle Menschen leben noch in Zelten, der Schutt der zerstörten Häuser wird erst seit einigen Wochen organisiert aus dem Stadtgebiet abgefahren, Neubauten sind erst sehr vereinzelt wieder begonnen worden. Trinkwasserleitungen sind noch alle zerstört, die Wasserversorgung erfolgt über Tankwagen und aufgestellte Wassertanks in der Zeltsiedlungen. Iranische und ausländische Hilfsorganisationen sind vor Ort und leisten Hilfe im medizinischen Bereich, bei der Erstellung von Schulen, sanitären Einrichtungen, bei psycho-sozialer Betreuung der vielfach traumatisierten Überlebenden des Bebens.

Nach den uns gegebenen Informationen offizieller Stellen hat das Beben in Bam und den umliegenden Dörfern ca 40-45 Tsd Todesopfer gefordert; 1800 Kinder haben beide Elternteile verloren und etwa 4000 Kinder sind zu Halbwaisen geworden.



Diese Zahlen machen deutlich, dass unser Entschluss zur Hilfe speziell von Waisenkindern absolut richtig und sinnvoll war. Unser Wunsch, möglichst selbst ein Waisenhaus zu bauen und dieses dann einer örtlichen Organisation zu übergeben, erwies sich jedoch schnell als nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten durchführbar. Die bürokratischen Hürden sind kaum zu meistern und unsere bisherigen Mittel hätten auch bei weitem nicht für ein Einzelprojekt ausgereicht.

Wir haben dann über den Malteser-Hilfsdienst, der für die deutschen Hilfsorganisationen eine Projektkoordination betreibt, Kontakt zu einer nichtstaatlichen iranischen Stiftung aufgenommen. Diese besteht seit über 90 Jahren und führt 2 Waisenhäuser; eines für Jungen in Kerman und eines für Mädchen in Bam. Das Haus in Bam ist beim Beben völlig zerstört worden, 26 Mädchen konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden. Wir haben diese Mädchen besucht, sie sind z.Z. in einem angemieteten Haus in Kerman untergebracht.

Bei diesem Besuch waren wir beeindruckt von dem offenen und liberalen Umgang zwischen den Betreuern und den ihnen anvertrauten Kindern. Der Umgang war fast familiär, die Mädchen begegneten uns trotz allem durchgemachten Elend fröhlich und ungezwungen. Hier wird kein strenges Regiment geführt, sondern die Kinder haben ihre Freiräume, besuchen unterschiedliche Schulen und fühlen sich sichtbar wohl.

Darum fiel uns die Entscheidung leicht, dieser Waisenhausstiftung zu helfen. In Bam wird anstelle des alten ein neues dreistöckiges, erdbebensicheres Waisenhaus gebaut.

Die Planung lag bereits vor, als wir uns das Projekt ansahen. Auch die Organisation HELP beteiligt sich an dem Neubau mit 100 Tsd €, die ihr Lions-Club Deutschland zur Verfügung gestellt hat. Der Bau ist geplant für 300 Kinder, 240 Waisenkinder stehen bisher auf einer Warteliste und werden nach Fertigstellung des Neubaus dort aufgenommen. Die 26 Mädchen aus dem zerstörten Waisenhaus kehren ebenso wieder nach Bam zurück.

Die komplette Kücheneinrichtung für das Haus incl. Einrichtung Speiseräume beläuft sich lt.Kostenplanung auf ca.33Tsd €. Wir haben zugesagt diesen Part der Finanzierung zu übernehmen.

Das Erdgeschoss soll bis September fertiggestellt und bezugsfertig sein. Wir werden rechtzeitig wieder hinreisen, um die erforderliche Einrichtung zusammen mit dem Leiter der Stiftung zu kaufen. Trotz allen Vertrauens werden wir das Geld nicht anderen überlassen, sondern selbst beim Kauf zugegen sein. Wir haben bei Großhändlern in Teheran anhand der Bedarfsliste Preisangebote erbeten; wenn wir alles möglichst über einen Lieferanten beziehen können, lässt sich sicher noch ein Preisnachlass ermöglichen.

Über den Fortgang der Bautätigkeit sind wir informiert, da der Projektleiter von HELP in Bam vor Ort ist und den Bau regelmäßig inspiziert. Da der Neffe meiner Frau für den Projektleiter z.Z als Dolmetscher tätig ist, stehen wir so in stetigem Kontakt über Telefon und e-mail.

Den Fehlbetrag von knapp 3000 €, der für die Einrichtung nach Kostenvoranschlag noch notwendig ist, werden wir bis September wohl noch zusammenbekommen. Sollten wir in die glückliche Situation geraten , nach Einkauf der Einrichtung noch Reserven zu haben, so gibt es genügend andere Bereiche, deren Finanzierung noch nicht sichergestellt ist (Betten, Schränke etc) und wo auch ein kleiner Teilbetrag weiterhelfen kann.

Soweit unser vorläufiger Sachstandsbericht, wir werden Sie über den Fortgang unseres Hilfsprojekts weiter auf dem laufenden halten. Und wir möchten nochmals unseren herzlichen Dank aussprechen, denn ohne Ihren Beitrag zur Spendensumme wäre diese Hilfe so nicht möglich gewesen.

Lothar Hemmecke-Otte

Parvin u.Lothar Hemmecke-Otte
Altmarkstraße 34
38110 Braunschweig

kontakt@hilfe-waisenhaus-bam.de